Zukunftsperspektiven für Wabel
(Nachdenkliches zum unreflektierten / gewissenlosen Handeln des Forstamts)
Nun ist er endlich da – der F r ü h l i n g und glänzt nicht allein in hellem Licht – N e i n , auch das Forstamt glänzt erneut, allerdings nicht in warmen Farben, sondern ´mal wieder mit unnötiger Nachlässigkeit und schädlichen Einflüssen auf Flora und Fauna.
Die Forstbehörde darf zu jeder Unzeit nahezu sämtliche Eingriffe ohne Rücksicht auf irgendwelche für Nichtbehördenvertreter geltende Schutzvorschriften vornehmen – und das tun sie wohl auch – scheinbar ohne jegliches Gewissen gegenüber der Natur, also gegenüber der eigentlich so schützenswerten Pflanzen- und Tierwelt.
Dazu zu zählen ist auch ihr neues Projekt,; eine nur kleine Fläche an Nichtholzboden – anhand der Bodenqualität alles andere als ertragreich – nach dem „raffinierten“ Konzept der Forstbehörde aber durchaus profitabel – jedenfalls gemessen in schnödem Mammon, - natürlich nicht für die Natur ! Eine Fläche von nur etwa 5.000 qm, direkt angrenzend an das Dorf Wabel, ehemals zugehörig zum Alten Forsthof in Wabel, soll in Zukunft nach jahrelang missglückter Bewirtschaftung und nach Ausschlachtung jeglicher Art von Fördermitteln nun an einen Investor verpachtet werden – auf der Grundlage der neuen Zauberformel zur wundersamen Einnahmenvermehrung - Ö k o b o n u s p u n k t e – das neue legale System, um sich mit Pseudo – Naturschutz – Gedanken die Taschen kräftig füllen zu können.
Auf diesem Areal wurden noch vor der Gründung der DDR einige Obstbäume kultiviert. Hauptsächlich standen dort aber die Milchkälber der zahlreichen Milchkühe sowie das Hausgeflügel, - nah am Gebäude und den Stallungen - zur direkten Versorgung.
Danach, in den Zeiten des DDR-Regimes wurden auf diesem Landstück zunächst Schafe gehalten. Da aber immer wieder Klauenprobleme auftraten, wurde anschließend eine große Schar Gänse darauf gehalten, die im Herbst komplett geschlachtet wurde. Die Wiese lag dann brach und konnte sich erholen. Die einzelnen Obstbäume bzw. der Boden profitierte vom anfallenden Dung der Tiere; somit konnte im Herbst wenigstens etwas Obst geerntet werden, i.d.R. waren es Äpfel.
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts kam das Forstamt Kremin dann auf die eigentümliche Idee, dort eine von ihr so benannte „Streuobstwiese“ anzulegen und zwar obwohl ohne Einsatz von Weidetieren kaum Bodendiversität entsteht, auf dem nun wieder latent versandeten Boden.
Mehrere untaugliche Versuche wurden unternommen, den Boden durch Zufuhr von nährstoff-reicherem Mutterboden aufzuwerten. Bis ins Jahr 2003 wurde dieses sinnlose Unterfangen betrieben, indem dort immer wieder versucht wurde, einen Bestand an Obstbäumen aufrecht zu erhalten. Jegliche Fördermittel wurden ausgelotet und natürlich auch ausgezahlt, bis dann schließlich doch eingestanden werden musste, dass der Boden ohne regelmäßigen Austausch des ganz überwiegenden Sandanteils für Obstgehölze grundsätzlich ungeeignet ist.
Zum letzten Garaus für den Obstholzbestand führte der grobe Umgang beim Abmähen der „Wiese“/ der begrünten Sandfläche. Die Bäume starben leise vor sich hin, aus der ehemaligen Streuobstwiese wurde nach stetem und dauerhaftem Qualitätsverlust der Nichtholzboden. Auf dieser Fläche lagerte der Revierförster aus Klein Laasch über Jahre hinweg ausrangierte und mit Umweltgiften belastete Telegraphenmaste, ließ dort geschlagene Holzstämme ungesichert ablagern und ließ die Fläche obendrein als Sägeplatz weiter entwerten.
Neuerlich kommt man jetzt wieder auf die einträgliche Idee, noch einmal eine Streuobstwiese durch Neuanpflanzungen errichten zu wollen – natürlich mit dem oben dargestellten Ziel, damit – und durch Einbeziehung weiterer Freiflächen des Wabeler Waldgebiets maximale Ökobonuspunkte zum maximalen Geldertrag anzusammeln.
Trotz entsprechender Hinweise in Gesprächen mit dem Forstamtsleiter, dass diese „Wiese“ als Magerwiese ohne intensivste Pflegemaßnahmen allenfalls im jetzigen Zustand mit nur wenigen Obstbäumen belassen werden könne und dass zur natürlichen Aufwertung der Fläche die Landschaftspflege durch Beweidung mit Wildrinder optimal sei, finden alle naturgerechten Hinweise kein Gehör, die nicht wenigstens geeignet wären, dieselbe Einnahmequote zu vermitteln, wie das Ökobonuspunktesystem zusammen mit der zusätzlichen Möglichkeit, dem Ausgleichspflichtigen auch das forsteigene Weidemanagement entgeltlich aufzudrücken.
Zum Schein eines bestehenden Interesses an Belangen der Natur werden Argumente zur Insektenvielfalt und Bienenhilfe aufgezählt. Bei Obstbäumen sind die Nahrungsquellen für Insekten aber zeitlich stark begrenzt und eine Wildwiese ist seit Jahrzehnten nicht entstanden.
Magerwiesen benötigen eben ein sehr fachkundiges Wiesen- und Weidemanagement, um überhaupt bedeutungsvoll werden zu können.
Uneinsichtigerweise soll nun noch einmal Mutterboden angefahren und verteilt werden.
Dem ganzen Dilemma werden nun noch leichtfertigerweise weitere Negativkomponenten hinzugefügt. In den letzten Tagen und aktuell fortdauernd wurden die kränkelnden Obstgehölze auf Anordnung des Revierförsters aus Klein Laasch von einem gelinde gesagt unzureichend geschulten Forstmitarbeiter in der vollsten Austriebszeit (nämlich Mitte April 2018) be- (ver) - schnitten. Zu einem nutzbringenden Obstbaumschnitt gehört nicht nur Sachkenntnis zur Schnittmethode, sondern auch die Erkenntnis, wann ein solches Gehölz ohne Verbleiben gravierender Schnittschäden überhaupt beschnitten werden kann.
Darüber hinaus hinterlässt die Arbeit zur Unzeit nicht nur Schäden an den Obstbäumen. Obendrein erfolgt bei dem zerstörerischen Harakiri auch keinerlei Rücksichtnahme auf die sich schon in der Brutpflege befindlichen tierischen Bewohner des Waldes.
Ohne jegliche Skrupel wird auch nach dem 31.März d.J. in den Bäumen und Hecken wüst und kopflos herumgeschnitten und gesägt und nicht allein von Selbstwerbern. Auf der betreffenden „Wiese“ fährt der auf dem Gebiet der Obstholzschnitte überaus kompetente Forstmit-arbeiter mit seinem SUV samt PKW-Anhänger ständig hin und her; daneben wird der gras-bedeckte Sandboden mit einem motorbetriebenen Freischneider anscheinend wahllos freigesenst. Die in Wabel vorhandenen Bodenbrüter, wie Baumpieper, Bekassine, Feldlerche, Teichrohrsänger und Gebirgsstelze werden so äußerst effektiv ausgerottet. Warum sollen denn dann bloß noch Rehkitze in Weizenfeldern aufgestöbert und gerettet werden. Dann doch wohl gleiches Profitrecht wie für die Forst auch für die Landwirtschaft – also demnächst einfach wieder alles plattwalzen oder durchsensen ?
Angesichts dieses Scenarios stehe ich im Zustand starker Übelkeit sorgenvoll am Zaun meines Grundstücks und kann meinen Augen wegen der deutlichen Erkennbarkeit einer völlig unnötigen Schädigung der Natur unter Missachtung sämtlicher lange bekannter und ganz einfacher Grundsätze kaum trauen.
Die UNB stimmt dem Handeln der Forst uneingeschränkt und in alter Verbundenheit ohne Gnade für die eigentlich Schutzbefohlenen zu und segnet einfach Alles als behördlich vertretbar und noch sachgerecht ab, was das Forstamt für die Bevölkerung so plakativ als Naturpflege bezeichnet. Unsere Einwände und Angebote auf Hilfeleistungen werden mit entschiedenem Nachdruck als untauglich und irrelevant zurück gewiesen (vgl. Berichte zu Waldweiden, etc). Klar – irrelevant sind unsere Angebote letztlich natürlich in Bezug auf maximale Gewinnerzielung!
So gehe ich nun über die Restfläche des Alten Forsthofes und sinniere traurig, wie weitsichtig doch die Förster vor dem DDR-Regime waren, die noch in Zeiten vor dem (falsch verstan-denen, kapitalistisch ausgerichteten) Treiben der Landesforst hier gewirkt haben.
Ein Konzept für Generationen auf ganzer Linie, genau das, was dem jetzigen Forstamt anscheinend so deutlich abhanden gekommen ist. Visionen mit Sachkunde und eine tragende Verantwortung zur Gesunderhaltung von Flora und Fauna. Nehmen wir doch einmal den Baumbestand von früher ins Visier. Hier reihte sich eine Blühfolge an die andere. Die Insekten dankten es. Auf die Gegenwart und Zukunft übertragen würde das bedeuten:
Zum Frühjahr blühen die Wildpflaumen, Weiden, Schlehen, er folgen unverzüglich die Blütenstände der Ulmen. Im Mai und Juni blühen nacheinander der Feld- und Bergahorn, sowie die Kastanien. Ab Juni, Juli d.J. kommen die honigduftenden Blüten der Winterlinden.
Dazwischen blühten die Obstbäume, der Holunder, der Faulbaum, die Wiesenblumen und die Hecken. Im Herbst dann das Erblühen der haushohen Efeupflanzen.
Alles zu rechten Zeit, Insekten, Bienen, Vögel finden zuhauf ihre Nahrung und die Blätter der Ahornbäume wurden im Herbst als Viehfutter gesammelt und verwertet. Weidewiesen wurden mit Eichen und Hecken umsäumt, um Sandflug von den Böden zu unterbinden.
Im Herbst wurden die Eicheln und Kastanien gesammelt, um diese ebenso als Tierfutter an Schweine zu verfüttern.
Von diesem besonnenen alten Glanz ist auf dem Gelände des Alten Forsthofs noch ein wenig zu erkennen. Denn wir haben es bewußt unterlassen, die alten Bäume abzuholzen oder zu kupieren. Wir kultivieren einheimische Obstbäume, alte Wildgehölze und -pflanzen sowie unzählige Wildstauden. Auf der kleinen Auslauffläche unserer Wildrinder haben wir Wildblumensaaten und Wildkräuter ausgebracht. Alles auf diesem naturnahen Grundstück soll der Tierwelt um uns herum nützlich und dienlich sein. Das hat für uns außerordentlichen Vorrang gegenüber einem aufgeräumten Gartengrundstück mit konventionellem Anstrich.
Unser Ziel ist, das Erbe unserer Vorbewohner zu bewahren bzw. soweit als möglich wieder herzustellen. Ein Bestreben, das beim lokalen Forstamt nicht ersichtlich wird, bestimmt von Verständnis und Verantwortung anstelle von gewinnorientierter Profilierung.
Selbstverständlich und ohne falsche Illusionen unsererseits profitiert das Forstamt von unseren Naturschutzbestrebungen. Von dort aus wird gezeigt, wie schön doch die Schwalben hier (wieder) nisten, wie viele, auch seltene Vogelarten sich hier tummeln, wie die Insekten summen und brummen. Alles sieht doch so idyllisch und bezaubernd wild aus. Doch ganz toll, was die Forst so in Sachen Naturschutz Alles zu leisten vermag (?)
Und warum – weil wir hinschauen, nachdenken, achtsam sind und schützen. Wir unterstützen oder unterlassen, da wo es nötig ist und wir schauen genau hin. Wir bücken uns auch für eine kleine Kröte, wir füttern die Vögel im Winter. Im Gegenzug dazu müssen wir uns beleidigen lassen durch einzelne Forstbedienstete mit einer Aussage, wie ungepflegt es bei doch bei uns aussehe! Man kündigt uns die mündlich auf Dauer zugesagte Pachtweide auf oder bietet ohne wirkliches Entgegenkommen eine inakzeptable Ersatzfläche an. Vor-Ort Gespräche und deren mündliche Aussagen / Zusagen enden im Nirwana.
In stummer Fassungslosigkeit müssen wir zusehen, wie um uns herum die Natur zerstört und der Wald großflächig gerodet wird. Der Revierförster wird für seine Gewissenlosigkeit gegen-über den wirklichen Belangen des Waldes noch hoch gelobt, da er stets in der Lage ist, die Maximalanforderungen an das aufzubringende Holzmass zu erfüllen. Ohne erkennbare Rücksichtnahme wird gnadenlos abgeholzt und abgefahren; auch dort wo andere Revierleiter bedenklich mit dem Kopf schütteln würden, legt der hiesige Revierförster erst richtig los.
Das Dorf Wabel, einst idyllisch und verwunschen, gleicht seit geraumer Zeit, dem Krater eines Bombeneinschlags. Sämtliche Wanderwege zur Elde wurden infolge andauernder Harvesterarbeiten mit tiefen Fahrrinnen weitläufig zermatscht, das Pflaster der Dorfstrasse von den Holztransportern und den schweren Forstwirtschaftsmaschinen aufgebrochen und ruiniert. Auch gesunde Bäume werden gefällt, Windbruch bleibt einfach monatelang oder gar dauerhaft liegen. Der Dorfplatz wurde zum riesigen Holzumschlagsplatz umgewidmet.
Es wird - wohl ganz bewußt - für den Erhalt weiterer Generationen nicht mehr nachgedacht – und das weist wohl nur noch Eigennutz und D. . mheit aus und beides wächst bekanntlich auf einem Holz - .
Autorin vom 19. April 2018: Heike Nels