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Kapitel 3

 

Kapitel 3                          Die Dahomeys sind da!

 

 

Nachdem der Sommer Einzug gehalten hat und wir oft träg und faul in der Sonne liegen, ist Frauchen wie ausgewechselt. Sie läuft ständig in den Stall, werkelt herum, nagelt dort ein Brett, repariert den Holzzaun und pfeift fröhlich ein Lied.

Was ist los, belle ich laut und Frauchen ruft freudig, die Muhis kommen bald.

Barry gähnt in der Sonne und fragt mich, was Frauchen meint. Ich weiß es doch auch nicht, murre ich zurück, zu lästig sind heute die Mücken. Sie pieksen mich in meine Ohren und schwirren frech um meine Nase herum. Hatschi, ich pruste los, da will doch wirklich ein solches Mückentier in meine Nase kriechen.

Barry wird es jetzt auch zu bunt, ihm ist in seinem dicken Fell zu heiß, auch unter den Büschen hält er es nicht mehr aus. Also steht er auf, dehnt und streckt sich, um dann schleunigst in den kühlen Kellerräumen zu verschwinden.

 

Ich mache mich auf, um hinter Frauchen herzutrotten. Sie läuft geschäftig einmal hier- und einmal dorthin. Ich weiß überhaupt nicht, was sie macht oder wohl vorhat. Immer wieder sagt sie fröhlich, dass nun bald die Kälber kommen.

 

Kälber, Muhis, Dahomeys, ich verstehe nur Bahnhof und schaue Frauchen verständnislos an.

Sie nimmt mich auf den Arm und wir machen erst einmal Pause. Puh, ich bin geschafft, sagt sie und fächelt sich mit der Hand Luft zu. Komm Ruby, wir machen Schluss für heute, ich kann nicht mehr. Also geht es in den Liegestuhl, gemütlich machen und ausspannen. Verflixt ruft Frauchen, diese schrecklichen Mücken. Bevor ich mich versehe, fährt Frauchen blitzschnell aus dem Stuhl hoch und rennt zum Haus. Ich bin gleich wieder zurück, ich muss mich nur mit Mückenmittel einreiben, ruft sie mir zu.

Iiihh, weiß ich aus meiner Erinnerung, dann stinkt Frauchen wieder nach Neemöl und allen Möglichen.

Als sie nach einer kurzen Zeit wieder erscheint, bewahrheitet sich meine Vermutung – Frauchen stinkt nach diesem Zeug und will nun auch noch mich damit einsprühen. Bevor sie mich fangen kann, bin ich schnell davongelaufen. Bäh, ich mag das überhaupt nicht. Frauchen sagt zwar, das sei biologisch und extra für Babys und Tiere; ich mag das aber nicht.

Einmal hat Frauchen versucht, den Barry mit diesem Stinkemittel einzusprühen. Barry hat sich erst nichts dabei gedacht und freundlich Frauchen angewedelt, als er aber merkte, was Frauchen mit ihm vorhat, da war die Not groß. Zweimal sprühen und Barry rannte wie von Sinnen unter die Büsche. Er nieste, hustete, was ist das denn, jaulte er. Das soll ab von meinem Fell, ein furchtbarer Gestank. Er flitzte hin und her, bis er sich schließlich in einen Maulwurfshaufen warf, um dort hemmungslos den Geruch abzuschubbern. Frauchen spinnt, jammerte er, sie will mich vergiften. Nein, rufe ich ihm zu, das soll gegen Mücken sein. So ein Blödsinn, jammerte er, gegen Mücken hilft nur in der Erde wühlen. Das weiß ich auch, manchmal denken wir beide, dass Frauchen ziemlich dumm ist, sie weiß wirklich nicht immer was wir Hunde wollen. Hier mal eine ziemlich eindeutige Vermutung.

 

Im letzten Herbst ist Frauchen lustig durch den Garten gelaufen, hat mal hier mal dort was hingeworfen, um es dann mit einer kleinen Schaufel einzugraben.

Barry und ich haben das eine Zeitlang beobachtet. Was macht Frauchen da? Wir beide wissen es nicht. Es scheint aber Spaß zu machen und was Tolles zu sein, Frauchen ist fröhlich bei der Sache und hat uns vollkommen vergessen.

Als sie schliesslich fertig ist, klatscht sie in die Hände und ruft - Feierabend. Ich laufe zu Frauchen und wir gehen ins Haus. Vorher zwinker ich noch Barry zu. Er will der Sache auf den Grund gehen. Etwas vergraben, das kann nur was Leckeres sein. Frauchen ist weg und Barry sucht den Spurenweg ab. Sorgfältig wühlt er alle Stellen auf, wo Frauchen vorher gegraben hat. Aber nichts, dort ist nichts, nur so ein dicker Knollen. Mal reinbeissen, denkt Barry und wups in dieses Ding gebissen. Iiihh, wie eckelig, was ist das denn, wer isst denn so was. Ich warte geduldig im Haus, bis Barry später hineinkommt; dann frage ich ihn ganz aufgeregt, was er denn entdeckt hat. Er erzählt mir eine unglaubliche Geschichte, die ich mit eigenen Augen sehen muss. Frauchen, bettel ich, ich muss pullern und gaaaannnzz dringend raus. Ich belle und springe an Frauchen hoch. Was jetzt schon, meint sie müde, steht aber auf, öffnet die Haustür, um mit uns hinaus zu gehen. Ich rase sofort zu den Stellen und sehe zu meinem Erstaunen nur große dicke Knollen. Hatte Barry also recht gehabt. Nicht reinbeissen warnt mich Barry noch, aber dann hören wir nur ein Kreischen von Frauchen, aaah meine Blumenzwiebeln, wer hat die alle wieder ausgebuddelt. Barry schaut sich um, ich nicht, meint er unschuldig, ich habe nur geschaut was dort vergraben sein könnte und zum Vorschein kamen nur so komische Knollen. Die schmecken noch nicht einmal.

Frauchen schimpft, holt sich ihre Jacke und Gummistiefel und macht sich wieder an die Grabearbeit. Barry und ich schauen uns entgeistert an, was Frauchen da für Unsinn vergräbt  – die muss ja schon ein wenig dumm sein. Wir sitzen neben einem schimpfenden Frauchen und schütteln nur mitleidig die Köpfe.

 

Frauchen aalt sich im Liegestuhl und ich mit Abstand unter dem Tisch. Einfangen und Einsprühen ist nicht, knurre ich leise. So leise, das Frauchen mich nicht hört. Frauchen schaut aber in den azurblauen Himmel und streckt sich genüsslich. Soll ich dir von den Rindern erzählen. Oh ja., rufe ich und komme sofort angelaufen. Neben Frauchen liege ich im Gras und höre ihr gespannt zu. Ich muss gut aufpassen, um es später auch dem großen Riesenbaby Barry zu erklären.

 

Frauchen erzählt und erzählt, ich verstehe nichts aber auch rein gar nichts. Von was für Tieren spricht sie, verflixt wie schwierig wenn man die Menschensprache nicht gut versteht. Ich kenne Pferde, Katzen, Waldtiere, Insekten, Vögel andere Hunde – aber was um Himmelswillen sind Rinder.

Frauchen bemerkt wie ich gähne und sagt freundlich, warte es ab – bald kommen sie.

 

Nun ist der Tag endlich gekommen, die Muhis sind da !

 

Ein kleiner Transporter rollt auf den Hof und wir hören ein klägliches Muhen aus dem Inneren.

Frauchen ist ganz aufgeregt und flüstert uns zu – sie sind da.

 

Barry und ich schauen durch einen Spalt und sehen vier schwarze Augen, groß und ängstlich uns anstarren.

Was ist das frage ich Barry, null Ahnung meint er - steckt seine große Nase in den Spalt und atmet genussvoll ein. Gut riechen tun sie auf jeden Fall, meint er lustig und auch ich zwänge meine Nase in dieselbe Richtung. Ja stimmt, es duftet herrlich.

Frauchen scheucht uns vom Transporter weg, damit die beiden Kälber entladen werden können.

Husch, husch weg mit euch zwei Vorwitznasen, die Kälber wollen aussteigen, Frauchen wedelt energisch mit den Händen und Barry und ich trollen uns beleidigt von dannen.

 

Ihr zwei könnt sie gleich besser sehen, ruft Frauchen uns nach. Pöh, macht Barry und schlurft ab. Ich bleibe in der Nähe und warte.

Da sind sie, zwei kleine schwarze Kälber. Sie schauen sich ängstlich um, muhen und sehen sehr traurig aus. Wer seid ihr, frage ich. Die beiden Kälber wollen keinen Kontakt zu mir, auch nicht zu Frauchen.

 

Sie drängen sich im Stall in eine Ecke und haben einfach nur Angst. Wo ist die Mama weint Gunilla, das Kuhkälbchen. Ich weiß es nicht, wimmert Fiete das Bullenkälbchen. Beide schmiegen sich aneinander und weinen leise.

 

Frauchen legt Futter hinein, ruft Barry und mich und wir gehen zurück zum Haus. Wir lassen die zwei erst einmal ankommen, bevor wir sie richtig begrüßen. Okay, rufen wir und laufen fröhlich vorneweg.

 

Die Nacht ist kurz, Frauchen schaut alle paar Stunden nach den Kälbern. Barry und ich finden das toll, nachts raus an die frische Luft, im Gras schnüffeln und in die funkelnden Sterne schauen. Nachts riecht vieles anders meint Barry und schnuppert an einem Pfahl. Ja das finde ich auch, viel intensiver und duftender, sage ich und kann mich gar nicht sattriechen.

 

Die Kälber schauen immer noch sehr traurig aus. Sie muhen unruhig. Sicherlich vermissen sie ihre Herde, sagt Frauchen leise.

 

Am nächsten Morgen laufen wir wieder zum Stall, Frauchen hat Fresschen für die Kälber dabei.

Als sie den Stall öffnet, kommt Fiete wütend auf sie zugestürmt. Ich will hier weg, schreit er böse. Seine Schwester Gunilla steht weinend in der Ecke und jammert nach ihrer Mama.

 

Frauchen geht langsam in den Stall, legt das Futter ab und setzt sich auf den Boden. Mach das nicht warnt Barry, dieses komische Tier ist nicht freundlich. Doch Frauchen bleibt sitzen, auch dann noch, als Fiete den Kopf senkt und angreift. Ahh rufe ich und rase wie der Blitz aus dem Stall. Der greift uns doch tatsächlich an, japse ich völlig ausser Atem. Barry will zuschnappen, aber Frauchen warnt ihn mit einem strafenden Blick. Lass das ruft sie streng.

 

Fiete geht auf Frauchen los. Hau ab, ruft er immer wieder wütend und stampft mit dem Fuß.

Gunilla drückt sich ängstlich in eine Ecke, schließt vor Schreck die Augen als Frauchen langsam aufsteht und auf sie zugeht.

Ich beschütze dich, ruft Fiete und setzt erneut zum Angriff an. Frauchen ist aber schneller und hält ihre Hand vor Fietes Kopf. Daraufhin hört er unmittelbar auf und läuft panisch zu seiner Schwester.

Kommt wir gehen, ruft Frauchen, lassen wir ihnen noch Zeit sich einzugewöhnen.

 

Als wir den Stall verlassen, hören wir die Kälber immer wieder weinen. Sie muhen und muhen, rufen immer wieder Mama, Mama wo bist du.

 

Das Muhen wird immer lauter, noch in der Küche hören wir das Klagen und Muhen der beiden.

 

Furchtbar wie traurig die zwei klingen. Barry ist mulmig zumute, ich bin unruhig.

 

Das wird schon, versucht Frauchen uns zu trösten aber wir können es bei dem klagevollen Gemuhe nicht glauben.

 

Am nächsten Tag dürfen die beiden aus den Stall. Barry muss zur Sicherheit -wie Frauchen meint - in den Zwinger und ich sitze hoch und geborgen auf Frauchens Arm.

 

Fiete und Gunny stürmen aus dem Stall. Sie wollen nur weg und suchen nach Ausbruchsmöglichkeiten.

Sie wollen keinerlei Kontakt mit uns, sind wild und böse.

 

Fiete muht zornig, senkt seinen Kopf und droht. Gunny läuft hin und her.

Na tobt euch mal aus, wir schauen später wieder nach euch. Frauchen wendet sich ab, behält mich aber lieber auf dem Arm. Barry muss an der langen Laufleine bleiben.

 

Er bellt und knurrt nach den Kälbern. Frauchen mach mich los, bellt er laut, die zwei sind böse, ich werde dich und Ruby beschützen. Lass mich los, ich verjage sie.

 

Nein, nein sagt Frauchen, die zwei bleiben jetzt bei uns.

Iiih knurrt Barry angewidert, wer will so Verrückte denn im Rudel.

 

Nach einigen Stunden nimmt Frauchen den Futtereimer, gefüllt mit klein geschnittenen Äpfeln und ein wenig Toastbrot. Sie lockt die Kälber in den Stall, schließt die Tür und setzt sich zu ihnen. Wieder setzt Fiete zum Angriff an. Frauchen bleibt gelassen und beginnt ein Liedchen zu summen. Mich hält sie schützend fest und ich beobachte die beiden. Hier koste mal, ruft Frauchen fröhlich und drückt mich in Richtung Kuhdung. Ich schnüffel und probiere, lecker rufe ich begeistert. Von draussen höre ich den Barry jammern, was gibt es da so tolles, das will ich auch. Gleich ruft Frauchen und wirft ihm einen Knödel zu.

Auch er findet das ausgesprochen lecker. Ist gut für den Magen sagt Frauchen.

 

So, nun lassen wir die beiden sich eingewöhnen, erhebt sich und verlässt den Stall.

Bis morgen kleine Kälber sagt Frauchen freundlich. Fiete schnaubt und schleudert ein freches Muh hinterher.

 

Ganz schön frech, sage ich zu Barry und auch er findet die Kälber ziemlich doof.